Nach seinem Rückzug wird Senecas Leben reicher, vielfältiger, freier: er entdeckt die vernachlässigte Liebe zu seiner Frau Paulina und die Liebe zu seinem Freund Lucilius, die ihn seit Jahren begleitet. Auf seinem alten Landgut vor Rom verbringt er mit Paulina, Lucilius und seinem Neffen Lucanus eine Zeit des schöpferischen Müssiggangs. Buchprojekte reifen, insbesondere Senecas „Briefe an Lucilius“.
Die Früchte seines neuen Lebens sammelt Seneca in seinen neuen Werken. Nach einer präkreativen Depression erwacht seine schriftstellerische Potenz explosionsartig. Kontrapunktisch zum Wachstum Senecas steht Neros sinnlose Destruktivität: Rom brennt. Seneca erlebt die völlige Vernichtung der Weltstadt, mehr noch: seiner ganzen politischen Arbeit. Als er von Piso mit chancenlosen Verschwörungsplänen konfrontiert wird, beschliesst er, Suizid zu begehen. Seinen Freitod versteht er als letzten Schritt zur Wahrhaftigkeit, als Teil seines poetischen Werkes.
Das Buch zeigt die Selbstbefreiung eines Menschen und den damit verbundenen Entstehungsprozess eines literarischen Werkes, das in die Weltliteratur eingegangen ist (»Briefe an Lucilius«). Dabei bietet der Roman eine lebendige Sicht auf das Leben im antiken Rom. Trinkgelage zu den Themen Inspiration, Literatur, Freiheit, Liebe werden ebenso geschildert wie Dialoge und philosophische Diskurse zum Thema Tod und Wiedergeburt. Es gibt viel Blut, Tränen, Pathos, Liebe, aber auch Balletteinlagen, Lügengeschichten, Träume, stoischen und herakliteischen Mystizismus, Platonismus und anrührende Soap. So bereitet das Buch auf 168 Seiten ein unterhaltsames Lesevergnügen.